
Lucas Cranach der Ältere
Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) wird im Oktober 1472 in Kronach, einer oberfränkischen Stadt, 250 Kilometer von Wittenberg entfernt, geboren. Die Datenlage über Lucas Cranach ist in Bezug auf seine frühen Kinder- und Jugendjahre äußerst dünn. Stützen kann sie sich auf die älteste biografische Quelle aus dem Jahr 1556. Sie stammt von seinem Cousin Matthias Gunderam. [1]
Lucas Cranach ist der wohl älteste Sohn des wohlhabenden Hans Malers (Moller) und seiner Frau Barbara Hübner, die die Tochter eines Schuhmachermeisters war. Er wuchs mit mindestens 6 Schwestern und 2 Brüdern auf. [2] Ob sein Vater tatsächlich Maler war, wie der Name vermuten lässt, ist nicht belegt und wenn, dann dürfte es sich bei ihm eher um einen Handwerksmaler, als um einen Kunstmaler gehandelt haben. Malereien des Hans Malers sind jedenfalls nicht bekannt. Zumindest war Cranach künstlerisch vorgebildet, als er 1498 als Geselle auf Wanderschaft ging und wahrscheinlich in Bamberg, Nürnberg und Regensburg seine Ausbildung präzisierte. [3]
Wien 1501 - 1505
Nach einem Aufenthalt in Coburg um 1500 gelangt Cranach um 1501 schließlich nach Wien. Cranach ist 29 Jahre alt. Den genauen Beweggrund für diese Reise lässt sich nicht eruieren. Vermutlich wurde Cranach, wie Viele andere auch, vom Glanz des Hofes Kaiser Maximilians I. angezogen. Hier traf sich was Rang und Namen hatte: Adel, Hochadel, Herzöge, Ritter, Grafen. Zumal war Wien die größte Stadt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Wer als Kunstmaler an lukrativen Aufträgen interessiert war, ging nach Wien.
Donauschule
Mit "Christus am Ölberg" von 1501 schaut der Betrachter auf die früheste Druckgrafik Lucas Cranach d. A.. Deutlich wird hier schon seine Hinwendung zum Donaustil. In ihm erhält die Natur, die im Hintergrund eines Bildes gezeigt wird, ihren eigenen Stellenwert. Sie unterstreicht und intensiviert den Vordergrund, das Hauptmotiv. Eine Kreuzigungsscene erhält mehr Dramaturgie wenn im Hintergrund tiefe dunkle Wolken hängen. Auch die Romantik eines Liebespaares wird deutlicher, wenn sie eingebettet wird, in eine hügelige Burgruinenscene. [2] Als besondere Frühwerke Cranachs seien hier die Portraitbildnisse von Johannes Cuspinian und seiner Frau Anna von 1502 erwähnt. In ihnen setzt Cranach die beiden Personen in eine symbolgeladene Landschaft.
Ab dieser Zeit in Wien signiert Cranach seine Werke mit "Lucas Cranach". Das zeugt von einem gewachsenem Selbstbewusstsein Cranachs und zeigt, dass er sich als eigenständigen, profilierten Maler sieht. [4]
Wittenberg nach 1505
Spätesten seit der Gründung der Universität Leucorea im Jahre 1502 erlebt Wittenberg einen enormen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. In diese aufstrebende Stadt kommt um 1505 der 33 jährige Lucas Cranach als Hofmaler zum Kurfürsten Friedrich dem Weisen (Friedrich III.).
Die erste Zeit in Wittenberg arbeitet er noch mit seinem Vorgänger, dem italienischen Maler Jacopo de' Barbari, zusammen. Jacopo de' Barbari wird anschließend für den kurfürstlichen Hof in Brandenburg tätig sein. [5]
Noch um 1509 wohnt und arbeitet Cranach im Schloss von Wittenberg, wie uns ein Reperaturauftrag für sein Türschlosses wissen lässt. Auch der Kachelofen in der Malerwerkstatt wird neu gesetzt. [6]
Cranachschlange
Eine diplomatische Reise führt Lucas Cranach im Sommer 1508 in die Niederlande, um dort geheime Aufträge an Kaiser Maximilian zu übergeben. [7] Wahrscheinlich handelt es sich um eine geplante, politische Heirat Friedrich des Weisen. [8] Vor dieser Reise, am 06. Januar 1508, erhält er einen Wappenbrief als Vertrauensbeweis von Kurfürst Friedrich dem Weisen. Dieses Wappen ist nicht nur als eine besondere Wertschätzung seiner Arbeit zu betrachten, sondern ermöglicht es Cranach auch außerhalb seiner Zunftgrenzen zu arbeiten.
Die geflügelte und bekrönte Schlange, mit Ring im Fang, wird fortan die Wertmarke seiner Malerwerkstatt sein.
Die genaue Bedeutung des Wappens ist unklar. Manche sagen es ist ein Zeichen für die Geschwindigkeit mit der Cranach seine Aufträge bearbeitet. Andere deuten es als ein Zeichen des Kronos, dem griechische Gott der Zeit und es gilt zugleich als ein Beleg für Cranachs Hinwendung zum Humanismus. Eine Anspielung auf den Namen Cranachs, der in lateinischer Form "Lucas Chronus" lautet, ist ebenfalls denkbar. Der Ring steht für den verdienten Lohn den Cranach vom Gott der Zeit erhält.
Nach dem Tod seines Sohnes Johannes im Jahr 1537 wurde das Wappen modifiziert. Es wurde von da an nur noch mit gesenkten Fledermausflügeln gezeichnet. [9]
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Unternehmungen
Immobilien
Als Hofmaler hatte er ein Jahresgehalt von 100 Gulden, welches unverändert für die nächsten Jahrzehnte sein höfisches Einkommen bleiben sollte. Seine Auftragsarbeiten wurde extra vergütet, wenn auch zu einem niedrigerem Honorar. [7] Ein gutes Gehalt, mit dem Cranach Immobilien in Wittenberg kaufte. Um 1512 erwarb er zunächst das Haus Markt 4, wenig später kam das Haus Markt 5 hinzu.
Es folgte der Kauf des größten Hofes zur damaligen Zeit in Wittenberg: die Schlossstraße (2?) (Schloßstrasse/Elbgasse). Ehemals im Besitz vom Gründungsrektor der Universität Leucorea und dem Leibarzt des Kurfürsten, Martin Pollich von Mellerstadt. Der war zu jener Zeit bereits verstorben, so dass er das Grundstück von den Erben erwarb. Zum Teil noch aus dem Mittelalter stammen hier die ältesten Gebäudeteile, wie das Vorderhaus und Anbauten zur Elbgasse (Ostflügel) hin. Der Südflügel (Elbflügel) wurde wenige Jahre später errichtet und nahm die Malerwerkstatt auf. Zu sehen ist hier das große Tor, das erlaubte großformatige Bilder abzutransportieren. [10] Wirtschaftlich betrachtet geht es Cranach ausgezeichnet, er ist der reichste Bürger Wittenbergs.
Apotheke
Noch einmal werden sich die Erben Martin Pollichs und Lucas Cranach handelseinig, als Cranach 1520 die Apotheke kauft, die bereits Pollich im Vorderhaus der Schlossstraße (2?) betrieben hatte. Für 2000 Gulden wechselt sie in den Besitz Cranachs. [11] Im selben Jahr erhält Cranach das Apothekerprivileg. Nun verkauft er Papier, Farben, Pigmente, Öl, Siegelwachs, Tinte, Sandstein, Zucker, Gewürze und Wein. Alles Waren, die neben Arzneien damals in einer Apotheke gehandelt wurden. Malerbedarf, das Lucas Cranach nun ohne Zwischenhändler erwerben und für seine Malerwerkstatt nutzen konnte. Mit dem Privileg erhält er eine Monopolstellung, denn in der Stadt darf keine weitere Apotheke betrieben werden.
Noch um 1640 war die Apotheke am Standort in der Schlossstraße zu finden. Sie wurde dann aber von der jüngsten Tochter Cranachs Anna und ihrem Mann dem Apotheker Caspar Pfreund in das Haus am Markt 4 verlegt, das im Besitz der beiden Eheleute war. Im Jahr 1799 kam sie dann wieder in die Schlossstraße zurück, diesmal in die Hausnummer 1. [10]
Cranachhof
Neben den 9 Nonnen, die aus dem Zisterzienserkloster Marienthron geflohen waren und (wahrscheinlich) eine Erstaufnahme im Cranachhof erfuhren, nahm Lucas Cranach der Älter auch den dänischen König Christian II. bei sich auf. Der König war im Frühjahr 1523 aus Dänemark verbannt worden und lebte von Herbst 1523 bis Juli 1524 in Wittenberg, wo er sich immer lebhaft über Glaubensfragen und die Reformation mit Martin Luther austauschte.
Hier lernt er die Nonne Katharina von Bora kennen, die zukünftige Frau Martin Luthers. Ihr sollte er im Jahr 1523 einen Ring schenken, der als Hochzeitsring, bzw. Lutherring in die Geschichte eingehen wird.
Privatleben
Um 1511/12 heiratete Lucas Cranach die Tochter des Bürgermeisters von Gotha Barbara Brengbier.
Kinder
- Sein erster Sohn Johannes wird vermutlich um 1513 geboren. 1537 stirbt Johannes in Bologna wohin ihn sein Vater zur Ausbildungszwecken schickte. Man sagt, ab diesem Jahr wurden die Fledermausflügel der Cranachschlange nur noch mit gesenkten Flügeln gezeichnet und gemalt. [9]
- Am 14. Oktober 1515 wird der zweite Sohn geboren. Er erhält den Namen des Vaters und wird fortan Lucas Cranach der Jüngere genannt. Er ist ein äußerst talentierter Maler, der sich vom handwerklichen zum Kunstmaler entwickelte. 1550 übernimmt er die Malerwerkstatt seines Vaters. In 2. Ehe heiratet er Magdalena Schurff, die Nichte Philipp Melanchthons. Er stirbt am 25. Januar 1586 in Weimar.
- Tochter Ursula (Lebensdaten unbekannt) vermählte sich 1537, war aber bereits 1541 wieder verwitwet. Sie heiratete drei Jahre später den Hofbeamten Georg Dasch.
- Tochter Barbara wurde nach ihrer Mutter benannt. Sie heiratete Christian Brück, der später kursächsischer Kanzler wurde. Er war eine zwielichtige Gestalt, die auf Grund der Teilnahme am "Grumbachschen Händel" hingerichtet wurde. 1601 starb Barbara Brück, geb. Cranach. Aus dieser Linie stammt die Mutter des Dichters Johann Wolfgang von Goethe. Lucas Cranach ist somit ein Ururgroßvater von Goethe. [2]
- Tochter Anna wurde 1527 geboren. Sie heiratete den Bediensteten Caspar Pfreundt, der in der Apotheke ihres Vaters arbeitete. Anna starb am 30. Juni 1577
1540 stirbt Cranachs Frau Barbara im Alter von 55 Jahren. Cranach ist in dem Jahr 68 Jahre alt und schaut zurück auf ein bewegtes Leben. 3 Kurfürsten hat er als Hofmaler gedient. Er malte Gelehrte, Fürsten und Humanisten. Er war in Europa an den Höfen zu Hause. Und nun wird es einsam um den großen Maler. Viele seiner Weggefährten und Freunde sind bereits verstorben. Die tägliche Arbeiten übernimmt sein Sohn Lucas Cranach d. J..
Martin Luther
Mit Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora pflegte er schon seit jeher ein freundschaftliches Verhältnis. Er war dabei, als die beiden sich verlobten und anschließend heirateten. Schließlich hatte er die Ehe vermittelt. [12] Er war Taufpate von Johannes, dem ältesten Sohns Luthers. Und auch als Mittelsmann zwischen dem Reformator und dem kurfürstlichen Hof trat er immer wieder in Erscheinung. Er half aus, wenn Luther einmal mehr seine Bier- und Weinrechnungen nicht bezahlte oder er übernahm Bürgschaften, wenn die Luthers in wirtschaftliche Bedrängnis gerieten. [13] Cranach war der Einzige, der Martin Luther und Katharina von Bora portraitierte. Auch malte er 1522 Luther als "Junker Jörg", als der sich einmal heimlich von der Wartburg nach Wittenberg schlich. [12]
Philipp Melanchthon
Eine ebenfalls enge Beziehung hegte Cranach zu Philipp Melanchthon. Bei Melanchthon überwiegte, anders als bei Luther, das Interesse am künstlerischen Schaffen Cranachs. Melanchthon sammelte Holzschnitte von Albrecht Dürer. Skizzen, wie er die Bilder gestalten würde, übergab er Cranach als wohlgemeinte Ratschläge. [13]
Cranachs Tod
Nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg (1546 - 1547) war Wittenberg keine Residenzstadt mehr. Cranach dient zu jener Zeit dem sächsischen Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen. Der gerät in Gefangenschaft und wird am 10. Mai 1547 zum Tode verurteilt, später erfolgt eine Begnadigung. Nach fünf Jahren Gefangenschaft residierte Johann Friedrich während seiner letzten Lebensjahre in Weimar. Lucas Cranach ist jetzt 78 Jahre alt und steht finanziell in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Fürstenhof. Offene Rechnungen in nicht unbeträchtlicher Höhe, führen bei Cranach zu der Entscheidung, seinem Dienstherren nach Weimar zu folgen. Hier wird er noch drei Jahre als Maler wirken um dann seine Pinsel für immer abzulegen.
Am 16. Oktober 1553 verstirbt Lucas Cranach im Alter von 81 Jahren in Weimar. Sein Grabstein befindet sich an der Südseite der Kirche St. Jakob in Weimar. Die Umschrift seines Grabsteins lässt den Besucher auf Latein wissen:
"Im Jahre Christi 1533 den 16. Oktober verschied fromm Lucas Cranach der Erste, Maler und Wittenbergs Bürgermeister, der seiner Tugend wegen dreien Kurfürsten Herzogen von Sachsen lieb und teuer war, seines Alters 81 Jahre."
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Dies und Das
- Für einen Gulden bekam man Anfang bis Mitte des 16. Jahrhunderts ein schlachtreifes Schwein oder 525 Mauersteine aus der Wittenberger Ziegelscheune. [7]
- Zwischen 1501 und 1505 (Wiener Zeit) begann Cranach sich nach seinem Heimatort Kronach zu nennen.
- Etwa 5.000 Bilder hat Lucas Cranach zu Lebzeiten erschaffen, wovon noch etwa 3.000 existieren.
Anmerkungen
Belege
- ↑ Auf den Spuren Lucas Cranach d. Ä., S.11
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Lucas Cranach der Ältere
- ↑ Lucas Cranach der Ältere: Biografie
- ↑ Auf den Spuren Lucas Cranach d. Ä. S.34
- ↑ Jacopo de’ Barbari
- ↑ Lucas Cranach, Seine Leben, seine Welt und seine Bilder, S.43
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Lucas Cranach als Bürger Wittenbergs, S.11
- ↑ Auf den Spuren Lucas Cranach d. Ä, S.43
- ↑ 9,0 9,1 Lucas Cranach als Bürger Wittenbergs, S.18
- ↑ 10,0 10,1 Auf den Spuren Lucas Cranach d. Ä, S.46
- ↑ Das heilkundige Wittenberg, S.26
- ↑ 12,0 12,1 Auf den Spuren Lucas Cranach d. Ä. S.90 - S.91
- ↑ 13,0 13,1 Lucas Cranach als Bürger Wittenbergs, S.20 - S.21