
Melanchthons Familie
21 jährig kommt 1518 Philipp Melanchthon nach Wittenberg und lehrt als Griechischprofessor an der Universität Leucorea. Er ist ein ziemlicher Workaholic. Er liebet es, über Büchern und Briefen sitzen mehr, als Selbstfürsorge zu betreiben. Anders gesagt: er verwahrlost zunehmend! Das bleibt nicht unbemerkt: Martin Luther, sein Freund und Arbeitskollege, sieht die Notwendigkeit für eine Frau in Melanchthons Leben. Er möge sich doch eine Frau suchen, fordert er seinen Freund auf, doch vergeblich: Melanchthon macht keine Anstalten, sich eine Herzensdame zu suchen. Martin Luther macht sich somit selbst auf die Suche nach einer passenden Heiratskandidatin und findet sie mit Katharina Krapp, der bürgerlichen Tochter des Hans (Hyronimus) Krapp, dem Wittenberger Bürgermeister und Gewandschneider.
1520 kommt es nach langem Zögern zur Hochzeit. Keineswegs ist Melanchthon begeistert, immer wieder hat er die Hochzeit hinausgezögert. Seine Hochzeitseinladung (so weit ich weiß, die an seinen Freund Joachim Camerarius d.Ä) unterschreibt er mit den (griechischen) Worten: "Heute ist der Tag meiner Trübsal". [1]
Recht schnell stellt sich heraus, das Katharina nicht wirklich viel Ahnung von Haushaltsführung hat. Der Famulus Johannes Koch geht der Familie zur Hand, zusätzlich kümmert sich eine Magd um Küche und Haushalt.
Was zunächst als Zweckehe begann, wie so oft zu diesen Zeiten, entwickelte sich langsam aber sicher zu einer fruchtbaren Partnerschaft. Schon wenige Jahre später spricht er über Katharina als "eine Person, wie er sie nur von Gott hätte erbitten können". [1]
Katharina Krapp (Melanchthon) verstarb 1557 wahrscheinlich an einem Leberleiden, dass bereits 1536 chronisch wurde. [2]
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Aus der Ehe kamen 4 Kinder hervor:
Kinder
Georg war das 3. Kind der beiden Eheleute und starb 2 jährig während einer Pestevakuierung 1529.
Anna war die ältere der beiden Töchter und fand ein besonders tragisches Ende. 24 jährig, wenige Wochen nach der Geburt ihres 6 Kindes verstarb sie. Tragisch auch deshalb, weil Anna das Lieblingskind Melanchthons war und er sich zeitlebens schuldig fühlte, seine Tochter mit 14 Jahren an einen seiner Schüler verheiratet zu haben. Das ging so weit, dass Melanchthon immer wieder depressive Phasen durchlebte und Selbstmordgedanken hegte. Ihr Mann, Georg Sabinus, hatte einen dunklen Charakter: er war jähzornig, aufbrausend und hochfahrend. [3] Hinzu kommt Annas Unbedarftheit und ihr kindliches Alter, dass ihr nicht erlaubte, sich gegenüber ihrem Ehemann zu behaupten. Sie starb in Königsberg (Ostpreußen) 1547, zermürbt von ewigen Streitereien mit ihrem Mann. [4]
Magdalena heiratete ebenfalls einen Studenten der Wittenberger Universität Leucorea. Caspar Peucer lebte um 1543 als Student im Haus von Philipp Melanchthon (Melanchthonhaus). [5] Er war Kirchenreformer, Mathematiker, Astronom, Mediziner, Diplomat und Schriftsteller und ein wichtiger Vertreter des deutschen Späthumanismus. 1566 wurde er durch Kaiser Maximilian II. in den erblichen Adelsstand erhoben. Magdalena starb 1531 in Wittenberg.
Philipp stand lange Zeit im Schatten seines berühmten Vaters. Viele hofften auf einen ebenso großen Gelehrten wie sein Vater es war, um das große geistige Erbe fortsetzen zu können. Dies geschah nicht. Nichtsdestotrotz wurde Philipp d.J. ein angesehener und respektabler Notar der Universität Leucorea.
Dies und Das
- Eine bemerkenswerte Anekdote ist der "Ziegenstreit" bzw. Zickenkrieg zwischen Katharina Krapp und Katharina von Bora. Die beiden hegten anscheinend kein besonders freundschaftliches Verhältnis. Ziegen in Wittenberg waren ein Ärgernis für die Stadtväter. Sie zertrampelten die Elbdeiche und erhöhten damit die Gefahr durch Überschwemmungen. Geregelt wurde das ganz einfach: Eine Ziege pro Haushalt war erlaubt. Katharina Krapp jedoch stellte einen Antrag auf 3 Ziegen, ob der aufwendigen Versorgung ihrer Studenten. Das ist Katharina von Bora übel aufgestoßen, was einen Krieg entfachte, von dem wir aber leider letztendlich nicht wissen, wie er ausgegangen ist. [6]
- Im Hause Melanchthon ging es nicht immer harmonisch zu, wie ein ungarischer Student zu berichten wusste. "Thu auff, du schelm!" rief Katharina Krapp durch die verschlossene Tür ihrem Ehemann zu. Der hatte sich mal wieder verbarikadiert, wusste er doch, dass sein Weib kam um zu "zanken und zu stören". [7]
- Um 1520 munkeln die Wittenberger, Katharina Krapp hätte, während sie bereits mit Philipp Melanchthon verlobt war, eine Affäre gehabt. Auch Luther äußert sich diesbezüglich. Er spricht zurückhaltend von "allgemeinem Geschwätz", worauf er jedoch nicht näher eingehen wird. Zusätzlich verstärkt wird dieses Gerücht, durch die eilig vorgezogene Heirat zum 27. November 1520. Ursprünglich sollte die nämlich erst im Frühjahr 1521 stattfinden. [8]
Belege
- ↑ 1,0 1,1 Philipp Melanchthon, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde in Erlangen S.5
- ↑ Katharina Krapp
- ↑ 16.Jahrhundert und die Reformation in Brandenburg und an der Havel
- ↑ Brief von Philipp Melanchthon an den Rat der Stadt Brandenburg, 15. Oktober 1558.
- ↑ Caspar Peucer
- ↑ Zickenkrieg in Wittenberg
- ↑ Melanchthons Frau: Katharina Krapp, die Unbekannte
- ↑ Der Männer Lust und Freude sein, S.35