
Martin Luther
Martin Luther wurde geboren am 10. November 1483 in Eisleben ..., so oder so ähnlich lautet die allgemein gültige Fassung, die in fast jeder Biografie über Luther zu finden ist. Dabei ist Datenlage zu Luthers Geburtstag mitnichten eindeutig: Seine Mutter Margarete Luder konnte sich zwar an den Tag, jedoch nicht an das Jahr erinnern, Luther selbst war sich auch nie ganz sicher und Aufzeichnungen existieren nicht, weil sie höchstwahrscheinlich in Luthers Geburtsstadt in Eisleben verbrannten.
Viel wahrscheinlicher ist, dass sein guter Freund und Arbeitskollege, der Humanist und Griechisch-Professor Philipp Melanchthon, Luthers Geburtsjahr kurzerhand festlegte. Melanchthon war ein begeisterter Astronom und Astrologe (und abergläubisch) und erstellte Horoskope für Familie und Freunde. Dafür bedarf es eines festgelegten Geburtsdatums und so legte er Luthers Geburtsjahr auf 1483. Das war zwar wenig wissenschaftlich, hatte aber eine günstige Planetenkonstellation. [1]
Ob nun Luther 1483, ein Jahr später oder früher geboren ist: als Reformator bleiben seine Verdienste unbestreitbar. Jedoch sind auch immer die zahlreichen Mitstreiter und Begebenheiten zu erwähnen, ohne die die Reformation nie so geschehen wäre. Der technische Fortschritt, besonders der des Buchdrucks, eine von Frömmigkeit durchwoben Gesellschaft, die den Schritt aus dem Mittelalter in die Frühe Neuzeit wagt und der aufkeimende Humanismus, der den einst zornigen Gott zu einem Gnädigen werden lässt, sorgen für jenes Klima, das den reformatorischen Umsturz begünstigt.
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Kindheit und Jugend
Martin Luther ist der Sohn von Hans Luder (1459–1530) und seiner Frau Margarethe (1459–1531), eine geborene Lindemann. Die Luders sind keine armen Leute. Hans Luder kommt aus bürgerlichen Haus, Luthers Großvater, Heine Luder war Großbauer, Schultheiß in Möhra und Besitzer einer Erzhütte. [2] Trotzdem betont Martin Luther immer wieder, ein Kind aus ärmlichen Verhältnissen gewesen zu sein. So sagt er zum Beispiel:
"Meine Eltern sind erstlich recht arm gewesen. Mein Vater war ein armer Hauer und die Mutter hat ihr Holz auf dem Rücken getragen, damit sie uns Kinder erzogen haben."
Warum genau er das tut, lässt sich nur erahnen. Wie üblich zur damaligen Zeit, wird er mit zahlreichen Geschwister aufgewachsen sein. Die genauen Angaben schwanken hier zwischen 4 und bis zu 9 Schwestern, sowie mindesten einem Bruder namens Jakob. Er wird nicht das erste Kind seiner Mutter gewesen sein. Die Kindersterblichkeit war hoch, manche gehen von bis zu 50% aus, die das Erwachsenenalter nicht erreichten. [2] Das Leiden der Eltern, besonders der Mutter dürfte Luther in seiner Einschätzung bestärkt haben, seine familiären Verhältnisse als bedauernswert einzuschätzen. Er sah seine Mutter als eine Frau, die durch die vielen Geburten aufgezehrt war und am Ende ihrer Kräfte.
Trotzdem wurde Margarethe Luder 71 Jahre alt. Ein für damalige Verhältnisse hohes Alter.
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Ausbildung und Studium
Eisenach 1498-1501
Auf den Rat seiner Familie hin begibt sich Luther um 1498 (mit ca. 15 Jahren) nach Eisenach. Dort bereitet er sich auf die Universität vor, in dem er die Lateinschule der Georgenkirche besucht. In Eisenach hat er zahlreiche Verwandte, besonders mütterlicherseits, die ihn unterstützen könnten. So wohnt er für einige Zeit bei seinem Großonkel, dem Küster Konrad Hutter. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, beginnt er als Kurrendesänger von Haus zu Haus zu ziehen und für Almosen zu singen.
Die Umstände in Eisenach waren für den jungen Luther also alles andere als einfach. Eine Begebenheit, die dann Luthers Leben nachhaltig zum Besseren verändern wird, ist ein Treffen mit der Eisenacher Patritzerin Ursula Cotta (geb.Schalbe). Er war mit seiner Kurrende unterwegs. Die singenden Knaben waren bereits an 3 Häusern barsch zurückgewiesen worden, als sie vor Konrad Cottas Haus zu singen begannen. Die Frau des Hauses, Ursula Cotta, öffnete die Tür und bemerkt den jungen Luther. Sie kannte ihn schon aus der Kirche, wo ihr sein Singen und herzliches Beten aufgefallen war. Sie befragt ihn nach seinen Umständen und nimmt ihn, aus Sympathie und Anteilnahme, ein paar Tage später in ihr Haus auf. [3]
Ermutigt durch diese Tat der Barmherzigkeit beginnt der junge Luther noch eifriger zu lernen und noch frommer zu beten. In diesem Lebensabschnitt wird auch der Grundstein für Luthers weitere musikalische Entwicklung gelegt. Denn gefördert wird im Hause Cotta sein Flöten- und besonders das Lautenspiel, das er von nun an mit Hingabe ausführen wird.
Am 17. Juli 1501 verlässt der damals 18 jährige Martin seine "Wirthin zu Eisenach" (Ursula Cotta) und begibt sich zu seiner Familie nach Mansfeld. Die Entscheidung seiner weiteren, beruflichen Laufbahn wird nicht er selbst treffen, sondern sein Vater, der bereits konkrete Pläne für seinen Zögling hat. Das Studium der Rechtswissenschaft hält Hans Luder für Martin bereit. Und er wäre stolz gewesen, auf einen Sohn, der ein hohes, weltliches Amt bekleidet und reich heiratet. [4]
Erfurt 1501-1508
Im Jahr 1501 schreibt sich Luther in die philosophische Fakultät, bzw. Artistenfakultät der Erfurter Universität ein. Sein Rektor ist Jodocus Trutfetter, mit demer auch später noch ein freundschaftliches Verhältnis pflegen wird. Das Absolvieren der Artistenfakultät war Zugangsvoraussetzung für das Studium höherer Fakultäten und musste zunächst von jedem Studenten durchlaufen werden. Wir würden heute Abitur dazu sagen.
So wird Erfurt für die kommenden 7 Jahre Luthers Heimat sein: 4 Jahre davon wird er ein akademischer Schüler sein, nur 2 Wochen ein Jurastudent und 3 Jahre wird er als Mönch dort leben. Die blühende Handelsstadt Erfurt ist nicht nur, durch die bereits im Jahre 1389 gegründete Universität, reich an Bildung, sondern auch reich an Kirchen, Klöstern und Kapellen. Luther meinte einmal über Erfurt:
"es hieß (hat) da wirklich Mönche geregnet und geschneit." [4]
Luther ist ein fleißiger Student: er liest den Philosophen und Politiker Cicero, den römischen Dichter Vergil und den römischen Geschichtsschreiber Livius. Er beschäftigt sich mit Scholastik und intensiv mit den Schriften des Kirchenvater Augustin, was seine Entscheidung beeinflusst haben dürfte, etwas später ein Leben als Augustinermönch anzustreben.
Magister-Examen
Vermutlich um Ostern herum, im Jahr 1505 (am 23. März), wird Luther, 22 jährig, das Magister-Examen ablegen. 3 Stunden wird die Prüfung insgesamt dauern: 1,5 Stunden wird er seine Kenntnisse über den griechischen Philosophen und Naturforschern Aristoteles, sowie über Physik und Metaphysik unter Beweis stellen. Eine halbe Stunden wird er über Astronomie, Gedächtnis, Schlaf-Wach-Rhythmus und Kürze und Länge des menschlichen Lebens referieren. Eine halbe Stunde wird es um Ethik, Politik, und Ökonomie gehen. Und zuletzt eine "Achtelstunde" (Viertelstunde) um Musik und Mathematik. [5]
Am Ende der Prüfung erhält er zusammen mit 16 von 17 anderen Studenten die "zweite Zensur (?)" und promoviert damit erfolgreich. Zum Abschluss der Magister-Prüfung erhält jeder Student einen goldenen Ring und den Magisterhut. [5]
Jurastudium
Nachdem Luther die Magisterwürde erlangte, beginnt für ihn das eigentliche Jurastudium. Er erwirbt das damals sehr teure Corpus Iuris Canonici und fängt an sich im Canonischen- bzw. Kirchenrecht zu bilden.
Spätesten seit diesen Studien beschleicht Luther immer öfter das dumpfe Gefühl, nicht auf dem rechten Weg, hin zu einem frommen und gottgefälligen Leben zu sein.
Luthers Weg ins Kloster
Es ranken sich einige Geschichten, Erzählungen und Legenden um den wahren Grund, warum Martin Luther im Alter von 22 Jahren, am 17. Juli 1505 in das Erfurter Augustinerkloster eintritt. An dieser Stelle seien die Geläufigsten aufgezählt. Fühlen Sie sich angesprochen, wenn Sie Weitere hinzufügen möchten.
Blitzerlebnis 1505
Die wohl geläufigste Erzählung, warum Martin Luther in ein Kloster eintritt ist die, des sogenannten "Blitzerlebnisses". Das Blitzerlebnis findet am 2. Juli 1505 in der Nähe des kleinen Dorfes Stotternheim statt, das ca. 10 Km von Erfurt entfernt liegt. Luther soll dort auf freien Feld von einem schweren Gewitter überrascht worden und dabei Schutz unter einem Baum gesucht haben. Ein Blitz schlägt in der Nähe ein und reißt ihn zu Boden, worauf er, in Todesangst, der Heiligen Anna gelobt, Mönch zu werden:
"Hilf, liebe heilige Anna, so will ich alsbald ein Mönch werden!"
ruft er aus. Die Anrufung der Heiligen Anna war neu zur damaligen Zeit. Sie ist die Mutter der Jungfrau Maria und erst im 15. Jahrhundert von den Päpsten eingeführt worden. Dieses verbindliche Versprechen der Heilige Anna gegenüber nahm Luther in die Pflicht und er setzte damit das um, was ihn schon lange bewegte: die absolute Hinwendung zu Gott und die Entsagung der Welt, die nach damaligem Glauben nur in Klöstern gelingen kann. [6] Getraut hat er sich diese Entscheidung vorher nicht öffentlich auszusprechen, um seinen Vater nicht zu enttäuschen.
Immer mal wieder hört man, dass Luther während des Gewitters nicht die Heilige Anna, sondern die Heilige Barbara angerufen haben soll. Beides sind Schutzpatroninnen der Bergleute. Tatsächlich von Luther mündlich überliefert ist allerdings nur die Anrufung der Anna. Einen Nachweis über die Anrufung der Heilige Barbara gibt es (bisher) nicht.
Der Tod des Hieronymus Buntz
Eine weitere Erzählung spricht von einem mysteriösen Tod des Freundes Martin Luthers, dem Kommilitonen Hieronymus Buntz. Es gibt mehrere Versionen, wie der junge Mann ums Leben gekommen sein könnte.
- Ein Duell zwischen Luther und Buntz, das mit Degen ausgetragen wurde, soll zu einer tödlichen Verletzung, einem Seitenstich, bei Buntz geführt haben. Da auf das Duellieren die Todesstrafe steht, flieht Luther auf das Anraten seines väterlicher Freunds Johannes Braun in das Kloster um sich der Inhaftierung zu entziehen. [7]
- Der Tod seines Freundes Hieronymus Buntz, der an einer Rippenfellentzündung dahinsiecht, und von 3 Dozenten der Juristenfakultät (2 von ihnen als Opfer eine Pestepidemie), soll Luther in eine tiefe Sinnkrise gestürzt haben, worauf hin dieser ins Kloster eintritt. [8]
Fesseln des Vaters
Möglicherweise flieht Luther vor einer standesgemäßen Heirat, die sein Vater bereits für ihn geplant hatte, um seinen bürgerlichen Lebensweg als Sohn eines Hüttenmeisters schon früh abzusichern. 1521 schreibt Luther:
"Du hattest in väterlicher Liebe große Furcht für meine Schwachheit, da ich noch ein junger Mensch war und eben das 22 Jahr angetreten hatte, das heißt in der glühenden Jugendhitze stand ... Du nahmst dir aber vor, mich durch eine ehrliche und reiche Heirat zu fesseln."
Eventuell hat auch eine Kombination aus den oben beschrieben Ereignissen Luther letztendlich dazu veranlasst, das weltliche Leben zu verlassen und sein Heil im Kloster zu suchen. [8]
Mönchwerdung 1505
Nach rund 2 Wochen, am 17. Juli 1505, nach dem er sich intensiv mit Freunden beraten hatte, tritt Luther als Novize in das Erfurter Augustinerkloster ein. Die Wahl des Augustinerordens hatte mehrere Gründe:
- Die Augustinereremiten beschäftigten sich stärker als andere Ordensgemeinschaften mit Wissenschaft. [6]
- Der Kirchenvater Augustin stand bei Luther im hohem Ansehen. [6]
- Der Bettelorden war streng in ihren Reglement. Enthaltsamkeit, Gehorsam, Unterordnung sind die Grundpfeiler, wovon sich Luther eine besondere Gottgefälligkeit versprach.
- Der Erfurter Konvent war mit seinen 52 Mönchen im Jahr 1508 eine auch zahlenmäßig bedeutende Niederlassung des Ordens. [9]
Zuvor jedoch lässt er es sich nicht nehmen, gebührlich Abschied vom weltlichen Leben zu nehmen. Dafür lädt er sich, für den Abend des 17. Juli 1505, seine Freunde zu einem letzten Festmahl ein und begeht ihn mit ausgelassenem Lautenspiel und fröhlichem Gesang. Direkt danach, im Dunkel der Nacht, begibt er sich zum Kloster.
Dort angekommen fragt ihn der Prior (Klostervorsteher), ob er bereit sei die Last des Ordens zu tragen. Luther bejaht. Der Prior erwidert:
"So nehmen wir dich denn an zum Probejahr, und Gott, der das gute Werk in Dir angefangen, wolle es vollenden."
Die gesamten versammelten Ordensbrüder riefen daraufhin das Amen aus und stimmten ein, in die Hymne zu Ehren des heiligen Augustinus von Hippo, der "Magne pater Augustine". [6] Luther wird von nun an als "Bruder Augustinus" [10] die strengen Regeln des Ordens einzuhalten haben. Ihm werden die niedersten Aufgaben gegeben, mit dem Bettelsack wird er losgeschickt. Selbstkasteiung, Beten und Studieren der heiligen Schriften Augustinus und anderer Kirchenväter stehen auf der Tagesordnung. [10]
Klosterleben
Johann von Staupitz, Generalvikar des Erfurter Augustinerklosters trifft Martin Luther am 3. April 1506 erstmalig und nimmt sich seiner an. Er wird Förderer des jungen Mönchs und sein Beichtvater. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die über die Reformationszeit hinausgeht.
Luthers Mönchsbrüdern fällt die Ernsthaftigkeit auf, mit der ihr neuer Ordensbruder nach Frömmigkeit strebt. Luther hingegen fällt die Scheinheiligkeit auf, mit der seine Glaubensbrüder das Mönchsleben führen. Die Mönche machen nur den Anschein von Frömmigkeit, leben aber nach weltlichen Gesichtspunkten. Es ist davon auszugehen, dass das Verhältnis der Ordensbrüder untereinander nicht das Beste war. [11]
Luther bat um eine Bibel, die er für Studienzwecke nutzen wollte. Ihm wurde eine geliehen, bis Johann von Staupitz ihm ein Exemplar schenkte. Die Erfurter Universität sieht mit ...
Weitere Werke der Scholastik, die Luther während der Zeit im Kloster hauptsächlich studierte, stammen von:
- Gabriel Biel
- Johannes Gerson (Jean Gerson)
- Peter D'Ailly (Pierre d’Ailly)
Priesterweihe 1507
Im Frühling 1507 empfängt Martin Luther im Augustinerkloster zu Erfurt die Priesterweihe. Die Festlichkeiten finden aus Rücksicht zu seinem Vater, Hans Luder, am 2. Mai statt. Er hat sich mit dem Entschluss seines Sohnes Mönch zu werden, letztendlich abgefunden und verspricht, zu den Feierlichkeiten zu kommen. Als wohlhabender Bürger reitet er mit 20 Pferden in das Kloster ein und schenkt seinem Sohn den beachtlichen Betrag von 20 Gulden. [11]
Um diese Datum herum, beginnt Luther auch die ersten Male zu predigen. Der Generalvikar Johann von Staupitz ermutigt Luther dahingehend und fordert ihn auf, zum Publikum im Konventsaal und ein Mal in der Kirche zu sprechen. [12]
Luther als Mönch in Wittenberg ab 1508
Wieder ist es Johann von Staupitz, der sich für den jungen Mönch Luther einsetzt und die Berufung, an die von Kurfürst Friedrich dem Weisen im Jahr 1502 gegründete Wittenberger Universität Leucorea, bzw. das Collegium Fredericanum, erwirkt. Im Jahr 1508 wird er hier zunächst den Lehrstuhl für Moralphilosophie übernehmen und eine Zelle im Augustinerkloster, dem heutigen Lutherhaus, beziehen. [12] [13]
Unter seinen Klosterbrüdern, die in den allermeisten Fällen ebenfalls einen Lehrstuhl bekleiden, finden sich bedeutende Namen. [14] Unter anderem:
Luther widmet sich im Wittenberger Augustinerkloster nun verstärkt der Scholastik und dem Bibelstudium und tritt am 9. März 1509 als Baccalaureus der theologischen Fakultät bei. Damals folgte er noch der lateinischen Übersetzung der Bibel, weil er nicht den Ursprachen Griechisch und Hebräisch mächtig war. [15]
Der Tagesablauf Martin Luthers als Mönchsbruder Augustinus ist geprägt von sich ständig wiederholenden Routinen: Aufgestanden wird in den "frühsten Morgenstunden". Anschließend wird in der kleinen Kapelle der erste Gottesdienst des Tages begangen. Die Arbeit des Lehramts lässt Luther zu 6.00 Uhr Morgens die Universität Leucorea aufsuchen um seine Lehrtätigkeit zu beginnen. [14] Im Laufe des Tages werden schweigend die kargen Mahlzeiten im Refektorium eingenommen.
Mit der Zeit bekommt Luther immer mehr Verantwortung übertragen. Er erhält die Funktion eines Studienleiters, dem sogenannten "regens studii". Ihm zur Seite steht dafür Johann Lang aus Erfurt als "professor secundarius. [14] Später kommt noch das Amt des Unterpriors (1511) und des Distriktvikars (1512) hinzu. Auch die Predigten im Kloster übernimmt er.
Luther als Prediger
Als junger Mönch wirkt Luther noch schüchtern und unbeholfen. Auf das Drängen des Generalvikars Johann Staupitz, er möge doch beginnen zu predigen, weigert sich Luther zunächst. Er bringt 15, nicht näher bekannte Gründe, warum er nicht predigen wird, fügt sich schließlich doch und endet mit den Worten:
Herr Doctor, Ihr bringt mich um mein Leben, ich werde es kein Vierteljahr treiben.
Anfangs predigt Luther im Remter (Refektorium) vor den Mönchen, doch schon bald auch in seiner ersten Predigerkapelle, der kleinem baufällige Kapelle am Wittenberger Augustinerkloster. Er wird nicht lange hier bleiben, denn es erfolgt die Abberufung als Prediger in die Stadtkirche St. Marien. Über Martin Luthers wachsende Erfahrung vor der Gemeinde zu sprechen, meinte der Gründungsrektor der Universität Leucorea Martin Pollich von Mellerstadt einmal:
Der Mönch wird alle Doctores irre machen und eine neue Lehre aufbringen und die ganze Römische Kirche refomieren; [...]
Theologiestudium 1512-1516
Unter einem Birnbaum [16] am Augustinerkloster (dem heutigen Lutherhaus in Wittenberg) legt Johann von Staupitz Martin Luther nahe, das Theologiestudium zu beginnen.
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Wartburg 1521 - 1522
11 Monate, von Mai 1521 bis März 1522, hielt sich Martin Luther inkognito auf der Wartburg auf.
Heirat und Hochzeit
Dem Ruf der Reformation folgen viele Geistliche. Sowohl Mönche, als auch Nonnen. Nach dem Thesenanschlag 1517 verlassen Augustiner in großer Zahl ihren Orden, denn sie fühlen sich dem Mönchsgelübde nicht mehr verpflichtet. In den Jahren 1520/21 gehen so von den insgesamt 160 Augustinerklöstern der deutschen Provinzen 69 verloren. [17]
Diese Abwanderung macht nicht vor den Mönchen halt, auch Nonnen sehe ihre Chance gekommen, dem streng enthaltsamen Klosterleben zu entfliehen und neue Wege ihres Daseins zu beschreiten. Meist sind sie ohnehin nicht freiwillig in ein Kloster eingetreten, vielmehr waren sie durch profane, wirtschaftliche Not gezwungen. Eine Nonne galt als versorgt, konnte Bildung erfahren und ihre Familie war die Sorge um ihren Unterhalt los.
Nonnenflucht
Am 07. April 1523 fliehen insgesamt 12 Nonnen aus dem Zisterzienserkloster Marienthron bei Grimma (Nimbschen). Das liegt ca. 100 km von Wittenberg entfernt. 9 dieser Nonnen machen sich auf den Weg nach Wittenberg, drei kommen bei ihren Angehörigen unter. Diese 9 Nonnen sind:
- Katharina von Bora - die spätere Frau Martin Luthers
- Ave von Schönfeld (auch Eva Schönfeldt) - um das Jahr 1523 war sie die Liebschaft Martin Luthers [18]
- Margarete von Schönfeld - die Schwester Ave von Schönfelds
- Magdalena von Staupitz - Schwester von Johann von Staupitz, Prior des Tübinger Augustinklosters und späterer Beichtvater Martin Luthers [19]
- Elsa von Canitz
- Veronika von Zeschau
- Margarete von Zeschau
- Ave Gosse
- Lonata von Golis
Zunächst werden sie vom Hofmaler Lucas Cranach d. Ä. aufgenommen.
Luther und die Frauen
Ein Zitat Luthers vom 01. Nov. 1523 zeigt das Dilemma, in dem sich der nun 40 Jahre alte und unverheiratete Reformator befindet:
"Nicht dass ich mein Fleisch und Geschlecht nicht spüre – ich bin weder aus Holz noch Stein – aber mein Sinn steht der Ehe gern, da ich täglich den Tod und die verdiente Strafe für einen Ketzer erwarte." [20]
Martin Luther erwartet die Strafe eines Ketzers und will sich deswegen nicht verheiraten. Wenn überhaupt, dann ist es Ave von Schönfeld für die er brennt, wie er bei einem Tischgespräch aus dem Jahr 1537 erklärt:
„Wenn ich vor 14 Jahren hätte heiraten wollen, hätte ich Ave von Schönfeld genommen. Meine Käthe hatte ich damals nicht lieb.“ [18]
Über seine spätere Frau Katharina von Bora sagte e weiter:
"Meine Käthe hatte ich dazumal nicht lieb; denn ich hielt sie verdächtig, als wäre sie stolz und hoffährtig." [21]
Dies und Das
- Im Jahr 1503, als sich Luther in Erfurt in der Universitätsbibliothek aufhält, fällt ihm eine besondere Ausgabe der lateinischen Übersetzung der Bibel in die Hände. Die Vulgata, das Buch, das von der römisch-katholischen Kirche als ketzerisch eingestuft wurde, ist dem gemeinen Volk verboten. Viele wussten nichts von ihrer Existenz und selbst wenn sie Theologen und Professoren bekannt war, interessierten sie sich kaum dafür, denn die Vulgata galt als verdorben. Luther wunderte sich damals, dass in diesem Buch so viel Text geschrieben steht. Diese Heilige Schrift sollte später Dreh- und Angelpunkt seiner reformatorischen Lehre werden. [5]
- Als Luther Im Jahr 1503 auf dem Weg zu seiner Familie in Mansfeld war, passierte ihm ein Missgeschick: er stieß mit seinem Fuß an seinen Degen, woraufhin sein Messer aus der Scheide glitt und ihn dabei so unglücklich an der Hauptader des Fußes traf, dass er fast verblutete. [5]
- Als Kurrendesänger erhielten die singenden Knaben ein Almosenbrot, die sogenannten "Partecken". Luther selbst bezeichnete sich in der Rückschau als "Parteckenhengst". [3]
- Luthers Stubengenosse im Erfurter Collegium um 1507 war Lorenz Süße (Suße), der im Jahr 1524 die erste evangelische Predigt in Nordhausen hielt.
- Die Doktorwürde war eine der höchsten Ehrungen, die eine Person im Mittelalter erlangen konnte und wurde mit dem Ritterstand gleichgesetzt. [22]
Anmerkungen
Belege
- ↑ Zweifel am Geburtsdatum Martin Luthers
- ↑ 2,0 2,1 Der Männer Lust und Freude sein, S.13-S.15
- ↑ 3,0 3,1 Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.10-S.13
- ↑ 4,0 4,1 Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.22-S.23
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.25-S.31
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.34-S.37
- ↑ Warum wird Martin Luther Mönch?
- ↑ 8,0 8,1 Hier stehe ich! Luthermythen und ihre Schauplätze, S.182-S.184
- ↑ Augustinerorden
- ↑ 10,0 10,1 Dr. Martin Luther, Lebenslauf, Reformation und Augsburgische Konfession, S.2
- ↑ 11,0 11,1 Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.40-S.42
- ↑ 12,0 12,1 Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.43-S.45
- ↑ Die Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg, S.13
- ↑ 14,0 14,1 14,2 Geschichte des Lutherhauses, S.11-S.12
- ↑ Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.48
- ↑ Geschichte des Lutherhauses, S.13
- ↑ Geschichte des Augustinerordens
- ↑ 18,0 18,1 Ave von Schönfeld
- ↑ Johann von Staupitz
- ↑ Luther und das Kloster Nimbschen
- ↑ Luthers Ehe. 1525.
- ↑ Luther. Ein Deutsches Heldenleben, S.59