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Lutherhaus

Aus LutherWiki

Näherte man sich Wittenberg auf der alten Handelsstraße aus Richtung Dresden, stand man Anfang des 16. Jahrhunderts vor dem Elstertor (vormals Kreuztor [1]). Es war eines der drei Tore, die Reisenden und Bürgern den Zutritt durch die Stadtmauer Wittenbergs ermöglichten.

Unweit des Tors stand die Kapelle zum "Heiligen Kreuz". In ihrer unmittelbaren Nähe befand sich seit dem Jahre 1310 das gleichnamige Armen- und Siechenhaus. Es wurde mehrfach zerstört und 1760 nicht wieder aufgebaut. [2] Ein Aussätzigenhospital soll es in der unmittelbaren Nähe auch gegeben haben.

Durchschritt man nun das Elstertor Richtung Stadtmitte, war kurz dahinter, auf der linken Seite, ein Augustinerkloster. Das Augusteum gab es damals noch nicht, stattdessen war dort ein simpler Gartenzaun, der den allzu einfachen Zutritt zum großen Hof des Klosters verhinderte.

Vorhof

Rechts und links von diesem Gartenzaun stand je ein Einfamilienhaus. [3] Das Rechte war Bruno Brauers Haus ("Brauns Haus"). Es gehörte ursprünglich dem Prior des Klosters Eberhard Brisger und war ein Geschenk des Kurfürsten Friedrich des Weisen (an Brisger). Brisger verkaufte es an den Dobiener Pfarrer Bruno Brauer. 1541 kaufte Martin Luther dem Pfarrer das Haus ab, damit seine Frau Katharina von Bora und sein Diener Wolf Sieberger im Falle seines Ablebens darin wohnen können. [4]

420 Gulden hat es Martin Luther gekostet. Geld, das er nicht hatte und so zunächst 120 Gulden anzahlte und den Rest in 12 Raten je 25 Gulden abzahlte. 1554 wurde die letzte Rate entrichtet. Der äußerlich unscheinbare Bau soll von innen durchaus komfortabel gewesen sein, so ist im Kaufvertrag von einem Badezimmer die Rede. [5] Auch war es mit einem kleinen Hofraum ausgestattet.

Das Linke Haus wurde "des Rhmers Häuslein an dem Thore" genannt. [4]

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Bau des Klosters

Die Notwendigkeit für den Bau des Augustinerklosters und der Ansiedlung des Augustinerordens kommt durch die Gründung der Universität Leucorea im Jahr 1502. Kurfürst Friedrich der Weise (Friedrich III.) setzt mit ihr seine Vorstellung um, ein Zentrum der Bildung für Sachsen zu werden. Ein Zentrum der Frömmigkeit war Wittenberg bereits, durch den aufwendigen Bau des Schlosses nebst Schlosskirche Allerheiligen.

Bereits 1502 kommen 13 Augustinereremiten nach Wittenberg wo sie zunächst provisorisch untergebracht werden. Die Entscheidung fällt für einen Klosterneubau unter der Voraussetzung, dass der Augustinerorden das auf dem Grundstück stehende Armenhospital am Elstertor neu errichtet. 1516 wird dieser Bau abgeschlossen sein. [6]

Luthers Predigerkapelle

Vor dem Kloster, das seit 1503 im Bau war, stand eine stark verfallene Kapelle, die zum "Heiligen-Geist-Hospital" gehörte. Sie soll nur 30 Fuß lang und 20 Fuß breit gewesen sein (8,20 m x 5,66 m) und schon seit 1502 baufällig. Doch gestützt von allen Seiten, hielt sie doch noch bis ins Jahr 1542, dann wurde sie endgültig abgerissen. [7] Friedrich Myconius beschreibt sie in seiner "Geschichte der Reformation" detailliert:

"Sie hatte eine kleine schmutzige Empore, auf der mit Not 20 Menschen stehen konnten. An der Wand im Süden war ein Predigtstuhl aus alten, ungehobelten Brettern: ein Predigtstühlchen, etwa eineinhalb Ellen hoch über dem Erdboden."

Martin Luther hielt hier seine ersten Predigten, bis er seine Predigeranstellung in der Stadtkirche St. Marien erhielt. [8]

Das Fundament und ein paar wenige Mauern einer neuen Klosterkapelle waren bereits zu sehen, doch ihr Bau wurde nie vollendet. Ein Friedhof gab es hier ebenfalls, da er obligatorisch war, wenn ein Hospital in der Nähe war.

Besonderheiten

Um 1504 war der Klosterbau soweit fortgeschritten, dass die Mönche einziehen konnten. Die Aufteilung der Räumlichkeiten des Augustinerklosters ist nicht belegt, was zu verschiedenen Spekulationen führt:

  1. Das Augustinerkloster erhielt im ersten Stock Hörsäle für die Universität sowie 40 Mönchszellen im 2. Stock. [6]
  2. Der große Saal, 22 x 8 Meter, war ursprünglich als Dormitorium (Schlafsaal der Mönche) geplant, wurde dann jedoch recht schnell als Hörsaal genutzt, in dem bis zu 400 Studenten Platz fanden. [9]

Gebaut wurde das Kloster auf den Fundamenten der Stadtmauer, was das Gebäude zum Teil der Stadtbefestigung macht. Es wurde zwischen zwei Wehrtürmen errichtet. Der Turm im östlichen Teil ist gut erhalten geblieben, während der zweite Turm, an der südwestlichen Gebäudeecke, nur noch als Fundament zu sehen ist und als eigenständiges Exponat in das Museums integriert wurde. Ihm kommt als Ort des "Turmerlebnis" eine besondere Bedeutung zu.

Vermutlich hatte Martin Luther um 1512 in dieser südwestlichen Ecke seine Klosterzelle und konnte von dort aus den Wehrturm betreten. Er sollte schon damals abgetragen werden, weil er für die Stadtbefestigung ein Sicherheitsrisiko darstellte. 1532 kann Luther den Abriss noch verhindern, sogar 1782 ist er weiterhin auf einer Stadtansicht zu sehen. Danach ist er verschwunden. [10]

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Luthers Reformation hinterlässt ihre Spuren in der Abwendung der Mönche von ihrem Orden. So verlassen im November 1521, nach dem Erscheinen von Luthers Schrift gegen die Mönchsgelübde, die ersten Mönche das Augustinerkloster. 1522 wird es komplett als Institution aufgelöst, so dass im Herbst 1523 nur noch Martin Luther und der letzte Prior (Klostervorsteher) Eberhardt Brisger das ehemalige Kloster bewohnen. [11]

In den Besitz Martin Luthers kommt anschließend das Haus durch eine Schenkung im Jahr 1532 seitens des Kurfürsten Johann dem Beständigen. Martin Luther ist ein europaweit begehrter Theologieprofessor, der immer wieder auch Angebote anderer Universitäten bekommt. Um eine Abwerbung zu vermeiden wurden dann schon mal solch üppige Geschenke gemacht. Mit dem Melanchthonhaus verhielt es sich übrigens ähnlich.

Küche

Angenommen wird, dass eine mit hohem Dach versehen Klosterküche, südwestlich vom Klostergebäude stand. So jedenfalls zeigt ein Holzschnitt von Jo. Wil. Bossögel einen solchen Anbau, was aber nur, auf Grund der wesentlich späteren Datierung (1611), einen begrenzten Rückschluss der tatsächlichen baulichen Gegebenheiten zulässt. [12] Zuverlässigere Hinweise geben da schon die Splitter von Tierknochen, die zwischen dem Pflaster des ersten Ausstellungsraums gefunden wurden. Das Pflaster wurde im Jahre 2002 kurzzeitig freigelegt. [13]

Kreuzgang

Von einem Kreuzgang in der Nordfassade zeugt der einzig noch erhaltene Bogen am Wendelstein. Er ist von Außen nicht zu sehen. Nachweisen lässt sich die Arkatur von 6 Kreuzbögen im Mauerwerk der Nordfassade. [14] Den Wendelstein selbst gab es zu Klosterzeiten nicht. Wahrscheinlich war ursprünglich eine vierflügelige, dreigeschossige Klosteranlage geplant [15]. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn im Zuge der Reformation verwaiste auch dieses Kloster. Stattdessen wurde mit dem Bau des Augusteum 1581 - 82 die Universität erweitert.

Unterirdischer Gang

Nur selten ließen sich die Augustinermönche im Stadtbild blicken und wenn, dann meist um ihren Lebensunterhalt mit Betteln bzw. Terminieren zu verdienen. Sie bevorzugten die Ruhe, Abgeschiedenheit und wohl auch die Sicherheit, die ihnen ihr Kloster am östlichen Ende Wittenbergs bot. Öfters mussten sie jedoch das Dorf Dabrun aufsuchen, wo das Kloster ihr Kirchenpatronat hatte. Um den Weg durch die Stadt zu vermeiden, gab es dafür einen unterirdischen Gang, links am Klostergebäude, der zum Stadtgraben führte. Von dort aus nutzten die Mönche dann ein Boot über die Elbe. [16]

Katharinenportal

Was den Besuchern des Lutherhofes bzw. Lutherhauses meist besonders ins Auge fällt, ist das markante Katharinenportal. Es ist ein Sitznischenportal aus pirnaischem Sandstein im spätgotischen Stil. Die Jahreszahl 1540 an der Spitze zeigt das Einbaujahr. Es ist überliefert, dass das Portal ein Geschenk Katharina von Bora an Martin Luther war. Der Baldachin der rechten Sitznische ziert die Lutherrose mit der umlaufenden Schrift VIVIT:

"Er lebt"

Unter dem linken Baldachin ist Luthers Konterfei zu sehen, mit einer Umschrift, die aus dem Lateinischen übersetzt lautet:

"Im Stillesein und Hoffen wird meine Stärke sein" [17]

Diesen Wahlspruch finden wir ebenfalls im Studier- und Sterbezimmer des Melanchthonhauses auf einer gemalten Banderole, die sich um die Lutherrose wickelt.

Bis zum Jahr 2000 war das Katharinenportal Haupteingang des Lutherhauses bzw. des Museums.

Zwischen 1861 und 1867 wurde der Flur hinter dem Katharinenportal neogotisch eingewölbt. [18]

Fassade

Die beiden Fenstergewände rechts neben dem Katharinenportal stammen noch original aus den 1530er Jahren, so wie auch die Fenstergewände der Lutherstube darüber.

Am Fassadenabschnit, hinter der sich die Lutherstube befindet, ist ein Baldachin zu sehen, der von 2 Säulen getragen wird. Es findet sich dort eine Gedächtnisplatte und ein Portrait im Hochrelief Martin Luthers. Es stammt vom Steinmetzmeister Emil Schober, gefertigt 1876. [19]

Wendelstein

Der Wendelstein wurde 1565 errichtet. Die Bauleitung lag bei dem Baumeister Franz Freiwalt, der wahrscheinlich auch den Wendelstein an der Stadtkirche St. Marien errichtete. [20] Die Fenstergewänder stammen noch original aus der Bauzeit. Bei der Turmbekrönung der damaligen Zeit wird es sich um eine recht schlichte Barockhaube gehandelt haben, an dessen oberer Laterne eine Turmuhr ihren Platz fand. [21] Gebaut wurde der Wendelstein um den Studenten den Zutritt zu den beiden Hörsälen zu erleichtern.

Denkmal Katharina von Bora

Das Denkmal für Katharina von Bora auf dem Lutherhof, zeigt dem Besucher eine energische Frau Luther, die durch einen Türrahmen läuft. Es lässt sich dahingehend interpretieren, dass dieses Durchschreiten zwei wichtige Lebensphasen Katharinas miteinander verbindet. Zum einen ist es das Leben als Nonne, das sie hinter sich lässt und anschließend eintritt, in ein neues Leben als Ehefrau Luthers. [19]

  • Entworfen hat das Denkmal Nina Koch, anlässlich des 500. Geburtstags.
  • Es wurde am 20. Dezember 1999 eingeweiht.
  • Gegossen wurde es in Bronze von Fonderia Artistica Fabris & Fortella in Verona, Italien.
  • Der Rahmen hat eine Höhe von 210 x 90 cm, das Standbild misst 170 cm.
  • Es steht auf einem Sockel aus Granit mit den Maßen: 25 x 120 x 120 cm.

Luthers Leben im Lutherhaus

Spätestens als Katharina von Bora und Martin Luther im Jahr 1525 eine Familie gründen zieht wieder Leben ein, in das einst von Mönchen bewohnte und seit etwa 1523 verwaiste Augustinerkloster. Die Übereignung von Kurfürst Friedrich dem Weisen im Jahre 1524 an Luther macht es schlussendlich zum "Lutherhaus".

Katharina, die ehemalige Nonne und neue Hausherrin gibt sich selbst das Versprechen, nie wieder arm sein. Ein Versprechen das sie halten wird. Die resolute Frau macht aus dem Haus ein Studentenwohnheim, in dem 30-40 Studenten ihre Bleibe finden. Gegessen wird zumeist im Refektorium, dem ehemaligen Speisesaal des Klosters. Nicht selten sind 50 Personen an der Tafel versammelt. Auch überwacht sie die aufwendigen Bauarbeiten, die aus dem Kloster ein Wohnhaus machen. Sie baut im Lutherhof Obst und Gemüse an, dort, wo ehemals der Friedhof um die kleine Heiligen-Geist-Kapelle lag. Sie braut Bier, ist Imkerin, Köchin, gärtnert und führt eine Landwirtschaft mit Ziegen, Pferden, Hühnern und Tauben. Über die Jahre kamen noch Grundstücke hinzu, die landwirtschaftlich genutzt wurden, so dass um 1542 schließlich die Luthers den größten Grundbesitz in Wittenberg besaßen. [22]

Dass eine Frau nicht allein eine derartige Haushalts- und Wirtschaftsführung bewerkstelligt, dürfte klar sein. Ihr zur Seite stehen mindestens 10 Mägde und Knechte. Weitere Unterstützung leistet neben einem Kutscher und einem Schweinehirt, der Sekretär von Martin Luther, Johannes Rischmann, der Hauslehrer der Kinder, Hieronymus Welle [23], die Tante Katharinas, Magdalene von Bora, die "Muhme Lene" genannt wird, sowie der treue Diener Wolf Seberger. [24]

Martin Luther nahm die Kinder seiner Schwester Margarethe Luder auf, die um 1520 verstarb, sowie Kinder anderer Geschwister, so dass 11 Nichten und Neffen mit der Familie Luther lebten. [25]

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Lutherstube

Einen gewichtigen Teil Luthers Lebens dürfte sich in der legendären Lutherstube abgespielt haben. Sie entsteht in den Jahren 1535-1538. Durch den Einzug von Zwischenwänden wurde der Raum vergrößert. Dafür wurden (wahrscheinlich) mehrere kleine Räume zu dem Raum zusammengefasst, den wir nun als Lutherstube kennen. [26] Im frühen 17. Jahrhundert wurde der ursprüngliche Kachelofen durch den heute zu betrachtenden schwarz glasierten Turmofen ersetzt. Im Haushalt Luthers gab es einen prunkvollen Ofen, mit den dominierenden Farben: orange, grün und blau. Zu sehen waren darauf Portraits biblischer Herrscher und Wappen. Durch datierte Fragmente lässt er sich in das Jahr 1536 einordnen.

In Bearbeitung ....

Nach Luther

1564, 12 Jahre nach dem Tod von Katharina von Bora verkauften die Kinder das Lutherhaus an die Universität Leucorea.

Dies und Das

  • Im östlichen Kellergewölbe des Lutherhauses sind heute noch Reste der alten Bausubstanz des Heiligen-Geist-Hospitals vorhanden. [7]
  • Das Heilig Kreuz-Hospital wurde am 2. Okt. 1760 von Preußen niedergebrannt. Es wurde danach nicht wieder aufgebaut. [27]
  • Nach dem Thesenanschlag 1517 haben viele Augustiner den Orden verlassen, weil sie sich dem Mönchsgelübde nicht mehr verpflichtet fühlten. In den Jahren 1520/21 sind von den insgesamt 160 Augustinerklöstern der deutschen Provinzen 69 verloren gegangen. [28] Ebenfalls verwaiste das Graue Kloster des Wittenberger Franziskanerordens im Jahre 1523. (Martin Luther in Wittenberg, engl. Version, S.57)
  • Johann Rhau-Grunenberg hat im Erdgeschoss des Klosters eine Druckerei betrieben, die sich in der Nähe des ersten Ausstellungsraum befand. [29][13][16]
  • Luthers Konterfei im Baldachin des Katharinenportals gilt als das älteste steinerne Lutherdenkmal. S.63

Anmerkungen

Belege