
Holzmarkt und Hamlethaus
Geht man von der Stadtkirche St. Marien Richtung Osten, gibt es einen schmalen Durchgang, die sogenannte "Schluppe". Geht man dort hindurch, gelangt man auf den Holzmarkt, bzw. Töpfermarkt, wie er im 16. Jahrhundert genannt wurde. In dessen direkter Nachbarschaft steht das sogenannte Hamlethaus.
Was hier am Holzmarkt sofort auffällt, ist der altertümliche viersäulige Sandsteinbrunnen, der heute noch aus dem Jungfernröhrwasser gespeist wird und ein Original aus dem 16. Jahrhundert ist.
Die gesamt Häuserreihe zwischen Mittel- und Collegienstraße, beginnend mit dem Hamlethaus Richtung Lutherhaus, gab es Anfang des 16. Jahrhunderts noch nicht. Stattdessen floß hier der "Faule Bach" angerartig und offen durch das Stadtgebiet. Ab 1632 sind dann dort nach und nach Häuser gebaut worden, wofür der Faule Bach überdeckt wurde. Auch heute noch fließt unter der Häuserreihe dieser Bach. [1]
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Holzmarkt im 19. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert wurden hier Keramikwaren verkauft, weswegen dieser Ort auch Töpfermarkt hieß. Für das 16. Jahrhundert scheint dieser Platz weiter keine besondere Bedeutung zu haben, denn es finden sich kaum Berichte über ihn. Für das 19. Jahrhundert sieht es da schon anders aus: Liest man die Berichte der damaligen Anwohner, lässt sich das Bild eines lebhaften Mikrokosmos zeichnen, mitten im Herzen Wittenbergs. Etwa 30 Kinder mit ihren Familien lebten hier zu jener Zeit. Dementsprechend gab es hier ein ständig reges Treiben. Fast, als wäre hier der Mittelpunkt der Stadt. Es gab das Lokal "Büscher", ein kleines Theater, ein Café mit eigener Konditorei, in dem musiziert und getanzt wurde, in der Mittelstraße 4 war die Kneipe von Fräulein Pannier und auf dem Hof eine Kegelkugel und Kreiselfabrik. [2]
Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Stadt etwa 18.000 Einwohner. Die Kasernen waren trotz der Entfestigung 1873 noch belegt. Die Stadt war noch immer eine preußische Garnisonstadt.
Die Gewerke (Handwerker/Zünfte) hatte ihre festen Verkaufsstände um den Markt, die Schlosskirche und die Stadtkirche herum:
- Die Böttcher standen am Schlossplatz
- Die Fischer standen hinter dem Rathaus
- die Töpfer am Kirchplatz
- am Holzmarkt wurde Brennholz und Holzkohle für die Schmieden verkauft. [2]
Am Holzmarkt, in der Collegienstraße 12-13, steht das sogenannte Hamlethaus, das im 19. Jahrhundert unteranderem Gaststätte und Bekleidungshaus war. [3]
Hamlethaus
Das Haus in der Collegienstraße 12-13 wird erstmalig 1504 als "Merkuriusburse" erwähnt. Die Bezeichnung als "Brunnenburse" ist nicht sicher zu belegen, denn die Wohnquartiere der Studentenschaft hatten alle einen Brunnen in der Nähe. [4] Eine weitere Bezeichnung um 1507 ist "Burse des Merkur" (Bursa Mercurii). [5]
Das Haus diente Anfang des 16. Jahrhunderts den Studenten der Wittenberge Universität Leucorea als Burse. Eine Burse war eine studentische Wohngemeinschaft. Die wachsende Zahl an Studenten, nach Gründung der Universität Lecorea 1502, machte es notwendig Wohnmöglichkeiten für Studenten zu schaffen. Zwar waren die Professoren der Leucorea angehalten Studenten bei sich zu Hause aufzunehmen, das reichte aber bei weitem nicht aus. So wurden diese Wohnhäuser geschaffen.
Eine weitere Funktion der Mercuriusburse war die Nutzung als Auditorium für die Vorlesungen des Rechts.
Zeitweise wurde das Haus als Badestube genutzt. [5] Das originale, spätmittelalterliche Haus brannte ab [6] und wurde 1904 nach Entwürfen von Otto Kervin aus Potsdam wieder aufgebaut. [7]
Den Namen Hamlethaus bekam die ehemalige Merkuriusburse erst im 19. Jahrhundert. Wie das Haus zu dem Namen kam ist rein spekulativ. William Shakespeare lässt im Drama "Hamlet" seinen Hauptakteur Hamlet in Wittenberg studieren und in der ehemaligen Burse wohnen. Möglicherweise spielte Shakespeare damit auf den Dänischen König Christian II. an, der ein glühender Lutherverehrer [8] war und tatsächlich in Wittenberg weilte. Eventuell besuchte der König bei diesen Stippvisiten die Burse. [5]
Dies und Das
- Im Jahr 1524 wohnte Valten Mellerstadt, der Bruder Martin Pollich von Mellerstadt in der Collegienstraße 12/13 (Hamlethaus) das zu jener Zeit eine Studentenburse war. Martin Pollich war Gründungsrektor der Universität Leucorea (1502), Leibarzt des Friedrich des Weisen (1482) und ab 1502 Inhaber der Apotheke in der Schloßstraße. [9]
- Das Haus in der Mittelstraße 1, am Holzmarkt, war die "Herberge zur Heimat". Für ein paar Nächte kamen hier Handwerksburschen unter, die sich auf Wanderschaft befanden und noch keinen Meister gefunden hatten. [2]
- Shakespeares Drama Hamlet heißt im Frühneuenglischen: The Tragicall Historie of Hamlet, Prince of Denmarke [10]
- Bei Glatteis kam 1936 ein LKW am Holzmarkt ins Rutschen und zerstörte den historischen Brunnen. Flugs wurde er im November des selben Jahres wieder aufgebaut. [11]
Anmerkungen
Belege
- ↑ Schriftenreihe des stadtgeschichtlichen Zentrums Wittenberg 13, S.12
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Lutherstadt Wittenberg, Geschichten - Gestalten - Geschichte, S.248 - S.254
- ↑ Lutherstadt Wittenberg, Geschichten - Gestalten - Geschichte, S.254
- ↑ Wittenberg als Lutherstadt, S.58
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Hamlethaus (Lutherstadt Wittenberg)
- ↑ Die Spuren der Leucorea, S.70
- ↑ https://www.facebook.com/share/18DfQKbjcs/
- ↑ Die erste dänische Bibelübersetzung
- ↑ Pollich (Mellerstadtius), Martin: 1450 Mellrichstadt
- ↑ Hamlet (Schauspiel)
- ↑ Schriftenreihe des stadtgeschichtlichen Zentrums Wittenberg 13, S.28