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Hochzeitsring

Aus LutherWiki

Am am 13. Juni 1525 heiratet Katharina von Bora Martin Luther. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie bei dieser Zeremonie einen besonderen goldenen Ring trug, um den sich einige Legenden ranken.

Der Ring besteht aus einem inneren, schlichten goldenen Reif und einem äußerem, ebenfalls aus Gold gefertigten, sogenannten "Arma Christi". Es gibt verschiedene Ansichten, wie dieser Ring genau entstand. Für einige Wissenschaftler bestand der Ring zunächst nur aus dem inneren Reif, um den nachträglich der auffällige und symbolbeladene Arma Christi gefertigt wurde, andere Wissenschaftler meinen, beide Ringteile sind gleichzeitig entstanden.

Arma Christi

Die Leidenswerkzeuge (auch Passionswerkzeuge, lateinisch: Arma Christi, Waffen Christi), die im Zusammenhang mit der Passion Christi stehen sind Nägel, Hammer, Ruten, Geißel, Dornenkrone, Lanze, Leiter, Essigschwamm auf einem Rohrstock und Würfel. Diese Reliquien befinden sich auf dem Hochzeitsring der Katharina von Bora.

Erhalt des Rings

Ein auf den 22. Oktober 1523 datierter Brief, adressiert an Hieronymus Baumgärtner, dem Patriziersohn aus Nürnberg und einstigen Verehrer Katharina von Boras lässt uns wissen, dass ein goldener Ring ein Geschenk des dänischen Königs Christian II. war. [1]

Katharina von Bora und Christian II. lernten sich wahrscheinlich nach Katharinas Nonnenflucht im Jahr 1523 auf dem Cranachhof kennen.

Herkunft

Angefertigt wurde der Ring in der typisch dänischen Goldschmiedekunst des 16. Jahrhunderts. Auf dem ''Arma Christi" befindet sich der markante Rubin und 3 Kreuznägeln in Y-Form, die für die Grafschaft Holstein stehen (könnten). Sie gelten als das Symbol dänischer Herrschaft. Das "Holsteinische Nesselblatt", wie wir es auch heute im Wappen Holsteins finden, steht hierbei für die abstrahierte Form eben dieser Nägel. [1]

Bei der Trauung, die am 13. Juni 1525 im "Schwarzen Kloster" (dem heutigen Lutherhaus), stattfand, waren folgende Personen anwesend: der Stadtpfarrer und enge Freund Martin Luthers, Johannes Bugenhagen, sowie Lucas Cranach der Ältere nebst Gemahlin Barbara Cranach (geb. Brengbier), der Probst des Wittenberger Schlosskirche Justus Jonas und der Jurist Johannes Apel.

Aussehen

Auffallend sind die in der Innenseite eingravierten Namen der beiden Eheleute. Sie wurden in einer für Metallobjekte der damaligen Zeit ungewöhnlichen Groß- und Kleinschreibung gefertigt.

Zu lesen ist dort:

Catharina u Boren D Martinus Lutherus

Bemerkenswert ist das Adelsprädikat "von" (von Bora), das als ein "u" eingraviert ist. Eine Schreibweise die im 16. Jahrhundert des Öfteren anzutreffen ist und uns einen Hinweis auf den Entstehungszeitraum des Ringes gibt. [2]

Was auf dem äußerem Ring zu erkennen ist:

  • ein Astkreuz, bzw. der Baum des Lebens als Erlösungswerk Jesus
  • der gekreuzigte Christus (vollplastisch)
  • Kopf und Büste eines Hohepriesters
  • eine Leiter mit Riffelungen
  • eine Martersäule mit Hammer
  • ein Krummschwert, das in der geläufigen Form des 14. bis 16. Jahrhunderts dargestellt ist und auf dessen Griff "13 Jun" und auf der Klinge "1525" eingraviert wurde.
  • die 3 Würfel mit denen die Kriegsknechte um das Gewand Christi würfelten.

Abnutzungen zeigen, dass der Ring ein Gebrauchsgegenstand war und immer wieder getragen wurde. [3]

Besonderheiten

  • ungewöhnlich ist die Astkreuzdarstellung. Sie ist in dieser Art von keinem weiteren Arma-Christi-Ring bekannt.
  • auffallend ist der Hammer, der unter der Martersäule angelötet wurde und einen Goldschmiedehammer zeigt und nicht, wie üblich bei ähnlichen Darstellungen, einen Zimmermannshammer.
  • die Lanzen gehören zu einem altertümlichen Waffentypus. Zu sehen sind Nachfolger der Flügellanzen, die sich auf die Zeit des 8.-11. Jahrhunderts datieren lassen.
  • sichtbar ist eine Leiter, deren Leitersprossen einige Riffelungen aufweisen. Unklar ist, ob es sich hierbei um reine Dekoration handelt oder ob diese Riffelungen eine Vorbereitung auf einen Emailauftrag waren. [4]

Spezifikation

Innendurchmesser: 17,2 mm
Ringhöhe: 28,3 mm
Ringbreite: 5,4 - 16,3 mm
Rubin: 7,3 x 6,2 mm
Gewicht: 15 g [5]

Datierung

Es gibt einige Hinweise, die den Ring auf ein Herstellungszeitraum um das Jahr 1500, also vor Katharina von Boras und Martin Luthers Hochzeit datieren.

  • Die eingekürzten Äste und Astmulden sind stilistisch in der Spätgotik (ca. 1430-1500) anzusiedeln.
  • Die Art des Krummschwertes ist Teil der Formensprache des beginnenden 16. Jahrhunderts.
  • ebenfalls für die Zeit um 1500 und für seine Herkunft spricht, dass der Ring sich zum Oberbogen hin stark verbreitert. Das ist typisch für Ringe aus skandinavischen Ländern des beginnenden 16. Jahrhunderts. [6]

Spekulationen

Immer noch sorgen zahlreiche ungelöste Fragen für mannigfaltige Spekulationen. Weiterhin ist unklar, ob es sich bei dem Ringgeschenk Königs Christian II. an Katharina von Bora tatsächlich um den Arma Christi Ring handelte. Möglicherweise wurde ihr (zunächst) der schlichte goldene Ring übergeben und/oder der äußere Arma Christi Ring nachträglich als ein Geschenk an Martin Luther. Das würde die Ringgröße des Arma Christi erklären, die eher zu einem Mann passt.

Ein weitere Grund für Spekulationen liefert ein Porträt von Katharina von Bora, gemalt um 1525 von Lucas Cranach d. Ä.. Es zeigt Katharina mit einem edelsteinbesetzten Ring, was zu der Annahme führt, dass es sich hierbei um das Ringgeschenk des dänischen Königs handelt.

Dies & Das

  • mit den Waffen Christi (lateinisch: arma) führt Christus den Kampf gegen den Teufel, die Sünde, Tod und Verdammnis.
  • wie lange der Ring im Besitz der Nachkommen Luthers gewesen ist, ist bis beute nicht geklärt. [7]
  • um 1741 hat sich der Ring in Berlin befunden. Aufschluss darüber gibt ein Zeitungsartikel aus der "Neuer Zeitung von Gelehrten Sachen" aus dem Jahr 1744. [7]
  • seit 1912 befindet sich der Ring im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig. [7]

Anmerkungen

Belege