
Bäche & Wasserversorgung
Um das Jahr 1293, als Wittenberg das Stadtrecht vom Askanierherzog Albrecht II. erhielt, war die Wasserversorgung der Bürger ausschließlich durch Brunnen gesichert. Zwar gab es die Elbe mit ihren Elbufern, aber Flusswasser war Brauchwasser und nur bedingt für den Verzehr geeignet. Die Leute wussten schon damals, ohne Laborprüfung und Analysen, um die Gefahren von verseuchtem Wasser. Sie beobachteten Menschen und Tiere wie es ihnen erging, wenn sie Wasser aus Quellen tranken und sie nutzten Flussfische, um an ihnen die Qualität von Wasser zu überprüfen.
Wittenberg wuchs und immer mehr Handwerker siedelten sich mit ihrem Gewerbe an. Die Gerber, Färber, Tuchmacher und Brauer, sie alle brauchten Wasser. Auch der Askanierherzog Rudolf I. (der älteste Sohn von Albrecht II. von Sachsen-Wittenberg) wollte in Notzeiten unabhängig sein und ließ am Schlossplatz eine Amtsmühle bzw. Mahlmühle errichten. Sie wurde ebenfalls durch Wasserkraft angetrieben.
Dafür wurde ab 1320 zunächst der Rischebach in die Stadt gleitet.
Rischebach
Der Rischebach entspringt nördlich vom Dorf Straach und führt mit starkem Gefälle durch:
- Nudersdorf
- Braunsdorf
- Reinsdorf
- Piesteritz
um anschließend in die Elbe zu münden.
Auf Grund der starken Befestigung Wittenbergs mittels Gräben, Wallanlagen und Mauern musste der Rischebach immer wieder mit Archen in seinem Verlauf unterstützt werden. Archen waren Holztröge auf Holzgerüsten, die vom Amt betrieben und gewartet wurden und die Höhenunterschiede ausglichen und Hindernisse überwanden.
Hinter dem Rathaus wurden mit dem Wasser des Rischebach die Fischkästen der Elbfischer mit Wasser versorgt. [1]
Faule Bach
Zum Betrieb der Amtsmühle reichte das Wasser des Rischebach nicht (mehr?) aus, so dass im 14. Jahrhundert dann auch der "Faule Bach" in die Stadt umgeleitet wurde. Er entspringt südlich von Woltersdorf und fließt durch:
- Abtsdorf
- Labetz
- die "Specke"
und mündet dann ebenfalls in die Elbe. Auf seinem Weg in die Stadt, am "Haus der Schaffenden“, nimmt der Faule Bach auch Wasser des "Trajuhnschen Bachs" auf. [2]
An der Amtsmühle wurden beide Bäche zusammengeführt und offen an der Schlosskirche vorbeigeleitet.so kommt es, dass auf dem Holzschnitt von 1509 von Lucas Cranch d. Ä. der Zugang zur Schlosskirche mit einer Brücke zu sehen ist.
Dies und Das
- Unterschiedliche Zeitangaben: Die beiden Stadtbäche wurden um 1430 in die Stadt geleitet. [3]
- Der Rischebach hat eine Länge von 15,3 km. [4]
- Der Faule Bach hat eine Länge von 9,8 km. [4]